Weitere Meldungen
Medizinalcannabis
DHV reicht Verfassungsbeschwerde gegen bayerisches Cannabisgesetz ein
30.07.2025 | Der Deutsche Hanfverband (DHV) hat eigenen Angaben zufolge mit Unterstützung von Patient René Korcak, Konsument Emanuel Burghard und Gastwirt Andreas Rothenberger juristische Schritte gegen bayerische Sonderregelungen zum Cannabiskonsum eingeleitet. Am 29.07.2025 entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof, dass das Verbot im nördlichen Teil des Englischen Gartens in München vorläufig aufgehoben wird. Damit dürfen Erwachsene dort vorerst wieder legal Cannabis konsumieren. Das Hauptsacheverfahren zur vollständigen Aufhebung des Konsumverbots im gesamten Park läuft weiter.
Einen Tag später legte der DHV Verfassungsbeschwerde gegen das bayerische Cannabisfolgenbegrenzungsgesetz ein, das unter anderem ein pauschales Konsumverbot auf Volksfesten und in Gaststättenaußenbereichen vorsieht, so heißt es aus einer DHV-Pressemitteilung.
Parallel dazu laufe eine Klage vor dem Verwaltungsgericht München sowie eine Popularklage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof. Aus Sicht der Kläger und des DHV seien diese Regelungen verfassungswidrig und verletzten Grundrechte von Konsumenten, Patienten und Gastwirten. Der DHV kritisiert, dass Bayern damit die bundesgesetzlich geregelte Teillegalisierung faktisch aushebele. Rechtsanwalt David Werdermann sehe in der bayerischen Regelung einen unverhältnismäßigen Eingriff in Freiheitsrechte. DHV-Geschäftsführer Georg Wurth betont, Bayern dürfe sich aus ideologischen Gründen keine eigenen Anti-Cannabis-Gesetze schaffen.
Neural Therapeutics übernimmt Hanf(.)com und stärkt Position im europäischen Cannabismarkt
30.07.2025 | Am 26. Mai 2025 schloss Neural Therapeutics eine strategische Vereinbarung zur Übernahme der Muttergesellschaft von Hanf(.)com, ein CBD-Einzelhändler in Deutschland, so berichtet das Presseportal Pflumm. Hanf(.)com betreibe derzeit 15 Filialen, vor allem in Bayern, und plane weitere Expansionen. Mit einem Jahresumsatz von rund 4,8 Millionen Euro im Jahr 2024 und einem Wachstum von 79 % verfüge das Unternehmen über eine starke Marktposition, insbesondere dank eigener Marken wie Hempodia und Mind Munchies.
Die Übernahme solle Neural Therapeutics dabei helfen, die Präsenz in Europa auszubauen, Innovationen im Bereich psychische Gesundheit zu fördern und direkten Zugang zum wachsenden deutschen Cannabismarkt zu sichern. Regulierungserleichterungen seit April 2024 und neue Vorschriften für Cannabis-Clubs böten zusätzliche Wachstumspotenziale. Hanf(.)com unterstütze aktiv Cannabis-Clubs und erweitere sein Geschäft mit einem B2B-Portal.
Erste Anbaugenehmigung im Saarland: Cannabis-Verein aus Landkreis Saarlouis erhält grünes Licht
04.08.2025 | Das Saarland hat als letztes Bundesland einem Cannabis-Social-Club (CSC) eine Anbaugenehmigung erteilt, so berichtet die Saarbrücker-Zeitung. Der Verein stamme aus dem Landkreis Saarlouis, genaue Angaben würden aus Datenschutzgründen nicht gemacht. Weitere Anträge, darunter von einem Club aus Saarlouis, wurden bislang abgelehnt. Das Umweltministerium verweise auf ein besonderes Genehmigungsverfahren mit Vor-Ort-Kontrollen und nachzureichenden Unterlagen.
Zuvor hatten Vereine der Landesregierung „Hinhaltetaktik“ vorgeworfen, da viele Anträge erst ab Januar 2025 überhaupt vollständig gestellt werden konnten. Die Ministerin verteidigte das Vorgehen als “sorgfältig”. Die Kosten für eine Genehmigung stünden im Saarland noch nicht abschließend fest, sollen sich aber im bundesweiten Rahmen zwischen 500 und 4000 Euro bewegen.
Zulassungsverfahren und Cannabisqualität in Niedersachsen: Aktueller Stand und Bewertung
Die Landesregierung Niedersachsen informiert auf AfD-Anfrage über den Stand der Cannabis-Anbauvereine und die Qualität des legal erhältlichen Cannabis. Bis Juli 2025 seien 166 Anträge registriert worden, davon 108 genehmigt und 55 abgelehnt. Ablehnungen würden meist aus unzureichendem Abstand zu Jugendeinrichtungen, ungeeigneten Satzungen oder der Unzuverlässigkeit der Antragsteller resultieren. Die Genehmigungspraxis werde grundsätzlich positiv bewertet, bestehende Probleme würden länderübergreifend geklärt. Ein Online-Portal erleichtere die Antragstellung. Zur Qualität des legal angebauten Cannabis lägen Laboruntersuchungen vor, insbesondere zu THC- und CBD-Gehalten, ohne Auffälligkeiten. Die Landesregierung schätze den Marktanteil legalen Cannabis nicht ein, sehe aber die zugelassenen Anbauvereine als Beitrag zur Eindämmung des Schwarzmarktes. Daten zur Kriminalität zeigten weiterhin illegale Handelswege; beschlagnahmte Mengen an Cannabis schwankten, insgesamt lasse sich keine eindeutige Entwicklung seit der Legalisierung feststellen. Zum Verbraucherschutz fördere das Land Suchtprävention und informiere über Risiken. Konkrete Daten zur Konsumentwicklung lägen nicht vor, ebenso wenig zu Verstößen gegen das Cannabisgesetz auf Landesebene, da die Zuständigkeiten bei den Gemeinden lägen. Die Landesregierung sehe derzeit keinen dringenden Anpassungsbedarf, arbeite jedoch an gemeinsamen Vorschlägen zur Verbesserung der Verfahren.
Industriehanf
EFSA: Sicherheit von synthetischem CBD als neuartiges Lebensmittel nicht belegt
30.07.2025 | Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ihre Einschätzung zur Sicherheit von synthetischem Cannabidiol (CBD) als neuartiges Lebensmittel veröffentlicht. Demnach könne aufgrund fehlender Daten keine abschließende Bewertung vorgenommen werden. Der Antrag bezog sich auf trans-CBD aus chemischer Synthese mit einer täglichen Verzehrmenge von 30 mg. Trotz mehrfacher Aufforderung habe der Antragsteller keine weiteren Informationen zu Herstellung, Zusammensetzung, Toxikologie und Humanstudien nachgereicht. Die EFSA kommt daher zu dem Schluss, dass die Sicherheit des synthetischen CBD für die allgemeine Bevölkerung – ausgenommen Schwangere und Stillende – nicht bestätigt werden könne.
Fachbereichsübergreifend
Ein Jahr CanG und internationale Erfahrungen im Fokus: BvCW-Fachkonferenzpanels jetzt online
Im Rahmen der Mary Jane Berlin 2025 veranstaltete der Branchenverband Cannabiswirtschaft e.V. (BvCW) vom 20. bis 22. Juni die Fachkonferenz der Cannabiswirtschaft.
Unter dem Titel „Ein Jahr CanG – Erfolge, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven“ diskutierten Dirk Heitepriem (BvCW / Aurora Cannabis Inc.), Constantin von der Groeben (Demecan), Sascha Mielcarek (Canify), Marijn Roersch van der Hoogte (BvCW / HempImpact), Henry Wieker (BCAv / CBG Hannover) und Finn Hänsel (Sanity Group) über die Auswirkungen des Cannabisgesetzes, Herausforderungen und politische Perspektiven.
Das zweite Panel mit dem Titel „Building a cannabis industry – experiences and assessments“ beleuchtete internationale Erfahrungen im Aufbau einer Cannabiswirtschaft. Auf dem Podium waren Lisa Haag (BvCW / MJ Universe) und Steven Murphey (Prohibition Partners).
Internationales
Schweiz legt Gesetzentwurf zur Regulierung von Cannabis vor
29.07.2025 | Nach erfolgreichen Pilotprojekten in mehreren Städten bereite die Schweiz eine nationale Cannabisreform vor, so berichtet Business of Cannabis. Erste Ergebnisse deuteten darauf hin, dass ein streng regulierter Markt den Zugang zu geprüften Produkten ermögliche und den Schwarzmarkt schwäche. Der Nationalrat habe 2024 einen Gesetzentwurf gebilligt, der Anbau, Besitz und Verkauf von Cannabis unter Auflagen legalisieren könnte. Ziel sei der Schutz der öffentlichen Gesundheit und besonders der Jugend. Erwachsene dürften bis zu drei Pflanzen anbauen, während illegale Aktivitäten strenger bestraft werden sollten. Der Schweizer Branchenverband IG Hanf sehe darin einen wichtigen Schritt für Prävention und Wirtschaft. Nach öffentlicher Anhörung sei mit einer Umsetzung frühestens 2026 zu rechnen; ein Referendum sei möglich.
Ukraine aktualisiert Dosierungsliste für Cannabis-Medikamente
29.07.2025 | Das Gesundheitsministerium der Ukraine habe die Liste der Dosierungen für cannabisbasierte Arzneimittel im elektronischen Gesundheitssystem erweitert, so berichtet UNN. Demnach seien 14 neue THC-haltige und zwei kombinierte THC-CBD-Formen hinzugefügt worden. Ziel sei es, die Verschreibungsoptionen aus Cannabis hergestellter Arzneimittel zu erweitern und die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu verbessern. Bereits im Vorjahr hatte das Ministerium eine Liste anerkannter Krankheitsbilder für medizinisches Cannabis verabschiedet, das mit elektronischem Rezept und individueller Dosierung durch Ärzte erhältlich sei.
Verwandte Branchen
Erfolg vor Gericht: YouTube muss Aufklärungskanal zu Psychedelika wieder freischalten
Der psychedelische Aktivist Maximilian Wüsten hat sich vor Gericht gegen Google durchgesetzt: Sein gelöschter YouTube-Kanal „Hyperraum“, der sich der Aufklärung über psychoaktive Substanzen widmet, muss wieder freigeschaltet werden, so berichtet der Nachtschatten Verlag. Das entsprechende Urteil habe ihn am 31.07.2025 per E-Mail erreicht. In einem Livestream habe Wüsten das Urteil sowie die Nachricht seiner Anwältin verlesen. YouTube habe den Kanal ohne transparente Begründung gelöscht und laut Wüsten nicht auf anwaltliche Schreiben reagiert. Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne habe er gegen die Löschung klagen können. Das Urteil verpflichte Google nun zur vollständigen Reaktivierung des Kanals. Wüstens Kanal sei damit bereits der zweite psychonautische Bildungskanal, der nach Löschung zurückgeholt werden konnte – zuvor sei auch der Drug Education Agency (DEA)-Kanal des Nachtschatten Verlags unter Leitung von Markus Berger erfolgreich reaktiviert worden, auf dem häufig über Cannabis berichtet wurde.
Das Urteil könnte auch für andere Kanäle mit Cannabisbezug relevant sein, da in der Vergangenheit auch Aufklärungsinhalte zu “Strikes” (Verwarnungen) und Kontosperrungen auf Youtube führten.
Psychedelische Therapie mit natürlichem Psilocybin: OVID Clinic Berlin startet Behandlung im Rahmen von Compassionate Use
28.07.2025 | Die OVID Clinic Berlin habe damit begonnen, Patientinnen und Patienten im Rahmen des Compassionate Use Programms mit natürlich gewonnenem Psilocybin des kanadischen Herstellers Filament Health zu behandeln, so berichtet die OVID Clinics Berlin . Grundlage für die Behandlung sei ein ganzheitlicher Therapieansatz, der medizinische, psychotherapeutische und wissenschaftliche Expertise vereine.
Die OVID Clinic sei eng mit der MIND Foundation verbunden, die sich seit über acht Jahren für eine verantwortungsvolle Integration psychedelischer Verfahren in Medizin und Gesellschaft einsetze. Deren Gründungsdirektor Dr. sc. hum. Henrik Jungaberle gelte als Mitentwickler des Weiterbildungsprogramms Augmented Psychotherapy Training (APT), das im November 2025 bereits zum achten Mal starten solle und auch die Basis für die psychotherapeutische Arbeit an der OVID Clinic bilde.
Letzte Meldung
Satirische Kampagne von Dr Ansay gegen Legalisierungskritiker
31.07.2025 | Der Cannabis-Anbieter Dr Ansay hat eine humorvolle Kampagne veröffentlicht, die sich ironisch mit den „Opfern der Legalisierung“ auseinandersetze, so berichtet der Merkur. Die Kampagne in Form einer Mockumentary-Serie zeige überspitzt „frustrierte Kleindealer und gescheiterte Hobbyunternehmer“ im regulierten Markt, um Vorteile wie Produktsicherheit und Transparenz hervorzuheben. Die Videos seien vollständig mit Künstlicher Intelligenz produziert und vermieden bewusst den Begriff „Cannabis“, um Plattformbeschränkungen zu umgehen. |